Braucht es die?

Von Tobias Klumpp

Es sind die großen, mitunter katastrophalen Meldungen, welche die Nachrichtenlage dominieren: Die Fluttragödie, Afghanistan, immer noch die Pandemie … Sie hetzen uns durch den News-Tag. Die anderen weltweiten Brandherde wie im Jemen und in Syrien oder die Folgen der Waldbrände und ja, auch die Folgen der Klimaveränderungen werden dadurch nicht gelöst, nur eben übertönt. Alles bleibt und diese Gemengelage insgesamt macht mir Sorgen. Zumal wir von der Bundespolitik wenig Inhalte und Lösungen zur Wahl geboten bekommen. Das alles trägt nicht gerade zu einer besseren Stimmung bei – oder etwa bei euch?

Wenn dann aber eine C-Jugend in einer Kleinstadt mit knapp 45.000 Einwohnern in BW – also recht weit weg vom Geschehen – jüngst zu einem Benefiz-Fußballspiel für von dem verheerenden Hochwasser betroffenen Regionen in Deutschland einlädt und acht Jugend-Mannschaften antreten, dann sage ich: Stimmt doch was, oder? Und wenn in Ramstein in der Bevölkerung wieder einmal spontan für aus Kabul evakuierte Helfer und Flüchtlinge das Nötigste an Spenden gesammelt wird, ist das ein weiterer Lichtblick. Unvergessen sind auch die Berge an Sachspenden unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Juli und die vielen Hilfs- und Arbeitsangebote von Bürger:innen und privaten Firmen.

Das sind nur einige Beispiele für ein funktionierendes, solidarisches Zusammenleben in unserer sogenannten Zivilgesellschaft. Denn solche Aktionen finden vor allem neben und auch unterhalb der organisierten, staatlichen und zuweilen leider viel zu bürokratischen Hilfe statt. Dieses teilweise spontane, aber schnelle Handeln, dieses Sich-gegenseitig-helfen, die nachbarschaftliche Unterstützung in der Not, auch wenn kein unmittelbarer Nutzen für diejenigen, die helfen, dabei herausspringt, macht mich zuversichtlich. Da es zeigt, dass wir bei den vielen schlechten Nachrichten zumindest auf unterer Bürger:innen-Ebene zueinander stehen können und es den Grundgedanken der Solidarität bei uns in vielen Bereichen und Ausprägungen gibt. Ohne dieses solidarische Zusammenstehen im Kleinen wie im Großen würde bei uns viel brach liegen, es mehr Not und noch mehr Sorgen geben.

Dazu passt auch die Meldung, dass die Menschen in Deutschland trotz (oder gerade wegen?) der Corona-Pandemie zuletzt deutlich mehr Geld gespendet haben als früher. 2020 waren es 5,4 Milliarden EUR und damit 260 Millionen Euro mehr als 2019. Oder, dass laut dem Institut für Demoskopie Allensbach mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich tätig sind, also ein großes solidarisches Engagement für die Gesellschaft zeigen. Also, braucht es Solidarität überhaupt noch …? Entscheidet selbst.   

Tobias Klumpp: Selbst einer von 17 Millionen Ehrenamtlichen wünscht sich noch mehr Solidarität und uneigennütziges Handeln 

Der Standpunkt ist zum ersten Mal erschienen in newClips 04-21, Seite 20

Online lesbar: Der Standpunkt im E-Paper der newClips 04-21