Bei der Überlegung, was unsere Autorin über sich preisgeben möchte, ist ihr bewusst geworden, dass ihr oftmals das Bewusstsein fehlt.

Kolumne von Nadine Schwarz

Mit der Entscheidung eine Kolumne zu schreiben, war klar, dass ich Ihnen, liebe Leser:innen, künftig Einblicke in mein Privatleben gewähre. Eine, wenn man Schuh- und Kleiderschrank betrachtet, Carrie Bradshaw vom Bodensee, die jedoch mittlerweile Großstadt-Flair gegen Dorf-Idylle, Schickimicki gegen Jeans und Männergeschichten gegen Familienalltag getauscht hat. Daran lasse ich Sie nun teilhaben. An Dingen, die mich selbst bewegen. Ich versuche, spannende, lustige, inspirierende Anekdoten rauszupicken, Sie zum Schmunzeln zu bringen oder auch zum Grübeln anzuregen. Das Ganze kann auch nach hinten losgehen und statt eines Lachens ernte ich ein mitleidiges Lächeln, statt bejahendes Nicken nur Kopfschütteln oder womöglich ein gelangweiltes Gähnen. Auweia! Ja, es ist es gar nicht so leicht zu erkennen, was überhaupt erwähnenswert ist.

Manch Interessantes gehört für einen selbst schon zum Alltag und wird als solches gar nicht wahrgenommen. Der tägliche Wahnsinn gestaltet sich als Routine. Job, Kinder, Partnerschaft, Essen, Einkaufen, Sport – das meiste funktioniert durch Automatismen. Anders wäre das Pensum auch nicht zu bewältigen. Und so fliegen die Augenblicke vorbei. Das währenddessen Erlebte gelangt oft nur ins Ultrakurzzeitgedächtnis und wird dann gelöscht. Wir müssen also an unserer Wahrnehmung arbeiten, Momente bewusst erleben und ihnen häufiger mit mehr Wertschätzung begegnen. Relevante Informationen werden dann nämlich immerhin ins Kurzzeitgedächtnis übertragen. Und mit positiven Emotionen verknüpft, können sie es dann sogar ins Langzeitgedächtnis schaffen. Mit mehr Bewusstsein kann in unserem überfüllten Alltag so ein erfüllter Augenblick für die Ewigkeit entstehen. Warum schreibe ich das?

Weil ich, während ich mir überlege, was ich Ihnen in meiner Kolumne mitteilen möchte, genau an diese Punkte komme. Ich stelle fest, dass ich oft durch den Tag hetze, mich leicht aus der Ruhe bringen lasse und mir schöne Momente selten bewusst mache. Die corona-bedingten Einschränkungen haben diesen Stresslevel noch erhöht. Unser Heft-Thema „Wertschätzung“ hat mich außerdem zum Nachdenken angeregt. Und so habe ich mir fest vorgenommen, wieder mehr Bewusstsein für das, was mich umgibt, zu entwickeln. Erfüllung im Augenblick zu finden, dazu Routinen zu durchbrechen und Ausreißer zu kreieren. Es ganz mit den Worten des österreichischen Lehrers und Dichters Ernst Ferstl zu nehmen: „Eingepflanzt zwischen Vergangenheit und Zukunft blühen Momente.“ Damit möchte ich nicht nur mir helfen, sondern auch meiner Familie. Und natürlich erhoffe ich mir davon auch positive Inspirationen für künftige Kolumnen.

Nadine Schwarz möchte aus Zitronen künftig wieder Limonade machen – oder notfalls mit Tequila runterspülen

Die Kolumne von Nadine Schwarz erschien zum ersten Mal in der newClips – 03-21 (Seite 60)

Die ganze Seite lesen im E-Paper: newClips 03-21, Seite 60