Kolumne von Nadine Schwarz

Nachwuchs bekommen in Zeiten von Corona. Für unsere Autorin ein Wechselbad der Gefühle, in dem Mut und Zuversicht gefragt sind.

Als ich mich im Januar vergangenen Jahres in den Mutterschutz verabschiedete, wusste ich, dass mich bald etwas Kleines, noch Unbekanntes, das Leben komplett auf den Kopf stellendes erwarten würde. Was mir nicht klar war: Das sollte bald auf jedermann weltweit zutreffen. Während ich also im Schwangerschaftsendspurt voller Vorfreude auf den Nachwuchs war, begannen die Meldungen über einen neu aufgetretenen Virus in Wuhan. Zunächst nicht ernst genommen, ja sogar belächelt, ging es für viele in den Winterurlaub und auf die Fasnacht – auch ich war als kugelrunder Kaugummiautomat auf der Gass‘.

Und dann änderte sich die Lage. Corona war in Deutschland angekommen. Plötzlich kam zur Freude vor dem Unbekannten die Angst vor etwas weiterem Unbekannten. Virus und Wunder – wie wird das eine wohl das andere beeinflussen? Unsicherheit befiel vermutlich die meisten von uns. Irgendwo gefangen zwischen Unwissenheit, Fake News und Sondersendungen mit immer neuen schockierenden Meldungen. Fast verfluchte ich die digitale Welt, in der diese permanent auf uns einprasseln. Während ich im Wechsel zwischen Euphorie und Hysterie auf Wehen wartete, füllten sich Krankenhäuser, begannen Hamsterkäufe und von Lockdown war die Rede. Genau bei dessen Beginn verließen wir – jetzt zu dritt – das Krankenhaus. Nun waren wir in unserer eigenen kleinen neuen Wunder-Welt – mit viel Liebe, aber auch unfreiwillig-isoliert. Wir stellten uns die Frage, in was für eine künftige Welt wir dieses Leben gesetzt haben. Dann kam mir der Gedanke, dass sich meine Mama nach meiner Geburt ganz ähnlich gefühlt haben musste. Denn damals ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Auch da wusste zunächst keiner, welche Auswirkungen drohten und man blieb doch lieber in der sicheren Wohnung.

Nun also Corona. Und es (be)trifft uns alle. Von der Sorge um die Gesundheit über neue Herausforderungen im Alltag bis hin zu Existenzängsten oder gar Vereinsamung. Wie geht es weiter, fragt sich auch meine liebgewonnene Friseurbranche. Und geht dabei mit Eifer, Stärke und Zusammenhalt voran: Ein Wir-Gefühl in Zeiten der Abgrenzung. Dinge, die ich hoffentlich auch meiner Kleinen in dieser kontaktlosen Zeit mitgeben kann. So oft frage ich mich, welche Auswirkungen diese Pandemie auf die Entwicklung der Kleinsten haben wird. Aber ich erinnere, es gab und wird immer Zeiten mit besonderen Herausforderungen geben. Wichtig ist, welche Entscheidungen, Konsequenzen und Chancen wir daraus ziehen, dass wir Mut und Hoffnung nicht verlieren, auch wenn die Politik es uns oft nicht leicht macht. Ich möchte meiner Tochter Zuversicht mitzugeben, Freude und die Wertschätzung, andere Menschen sehen zu dürfen. Dass jeder Wandel auch Positives bringen kann. Und wenn dann wieder persönliche Treffen mit vielen Freunden möglich sind, hoffe ich, dass sie offen auf Menschen zugehen und nach intensivem Blickkontakt wieder auf lauter lachende Münder schauen kann.

Nadine Schwarz hat zwar genug von Mundschutzmasken, freut sich aber zunehmend über strahlende Erwachsenenaugen.

Die Kolumne von Nadine Schwarz erschien zum ersten Mal in der newClips – 01-21 (Seite 26)

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